Vom Stockballspiel zum Hockey
Ein Rückblick bis in die Antike
Antike
Hunderttausende spielen Hockey- vor allen Dingen in Indien und Pakistan- aber nur wenige wissen, wie dieser Sport entstanden ist.
Die älteste Erwähnung eines Spieles mit Stock und Ball stammt aus dem Jahr 2697 v.Chr.. Der chinesische Kaiser Huang Ti, der Gelbe Kaiser, soll dieses Spiel zur körperlichen Ertüchtigung seiner Palastwache spielen lassen. Doch die Sinologen zweifeln daran, dass es sich beim Spiel Tsuh-Küh um ein konkretes Stockballspiel handelt, sondern eher soll es sich dabei um eine frühe Form des Fußballs gehandelt haben. Ferner ist die Existenz des Gelben Kaisers nicht zweifelsfrei bewiesen. Für Sinologen ist er Teil einer historischen Konstruktion, um die Entwicklung der chinesischen Kultur zu erklären.
Ähnliche Erklärungsprobleme haben die Wissenschaftler auch mit den Wandmalereien, die bei Ausgrabungen im Nildelta gefunden wurden. Diese stammen aus der Zeit 2050 v.Chr. und zeigen 2 Männer beim Bully. Doch auch hier gibt es zu viele Interpretationsmöglichkeiten, um damit die Geburtsstunde des Stockballspieles zu definieren.
Zurzeit von Karos des Älteren (559-529 v.Chr.) soll angeblich ein poloähnliches Spiel in Persien existiert haben. Dieses “Tschougan” soll die Urform aller Stockspiele sein. Als Erklärung dient folgende These: Voraussetzung für die Beherrschung des Reiterspieles ist das Polo zu Fuß, das Üben ohne Pferd!
Auch die Griechen kannten ein Stockspiel mit dem Namen Keretizein, das Hornstoßen. Auf einem Marmorrelief, das aus einer Befestigung gegen die Persereinfälle stammt, ist eine Gruppe von 6 Personen zu sehen, die einen Stock in der Hand halten. Zwei von Ihnen scheinen mit der hohen Rückhand um einen Ball zu kämpfen. Leider sind die Regeln nicht bekannt, so dass keine konkreten Ähnlichkeiten zum Hockey festzustellen sind.
Im Mittelalter gibt es verschiedene Aufzeichnungen von Stockballspielen. In Japan um das Jahr 1000 waren zwei Stockspiele mit dem Namen Giccho und Dakiu bekannt, wobei das Giccho kultischen Charakter hatte und auch bei Tempelfesten aufgeführt wurde. Daiku war dagegen eine Art frühen Polospiels. In Indien des 13. Jahrhunderts gab es das Klundi, und auf Island die Spiele Knattleikr, Soppleikr und Skösuleikr.
Im romanischen Sprachraum gab es das “Jeu de Crosse“. Dieses war aber eher ein Sammelbegriff für verschiedene Stockballspiele. Daraus sind zwar viele moderne Schlagballspiele entstanden, aber für Hockey ist dieses eher unwahrscheinlich.
Die Holländer kannten das “het Koiven”, ein Stockballspiel auf Eis. Doch auch dieses scheint ungeeignet zu sein, um als frühes Hockeyspiel anerkannt zu werden.
Fast jede Kultur hatte seine eigene Form des Stockballspieles, die aber alle nicht als das Urhockey bezeichnet werden können.
Hurling: Keimzelle des Hockeyspieles
Das Stockballspiel, das mit einiger Berechtigung als Keimzelle des Hockeyspieles in Betracht kommt, ist das irische Hurling, wobei es in Schottland unter dem Namen Shinty ein sehr ähnliches Ballspiel gab. Diese Spiele erfreuten sich im 12-14. Jahr-hundert größter Beliebtheit, wie zahlreiche Schriften, Zeichnungen und sogar Kirchenfenster belegen können.
Das Wort Hockey taucht erstmalig im Jahre 1363 in einer Verfügung von Eduard III. auf. Hierin wurde das Hockeyspielen verboten, wobei die Strafe für Zuwiderhandlungen bei 10 Pfund Geldstrafe sowie 2 Jahren Gefängnis stand. Der Name Hockey stammt aus dem Englischen (hocked = gekrümmt).
Das moderne Hockeyspiel
Ende des 18. Jahrhunderts prägte sich in England der Begriff des Sportes. Die Bedeutung des Wortes Sport liegt bei Zerstreuung, Zeitvertreib, Spiel.
Besonders an den Schulen wurde Sport betrieben, da dort ein geordnetes Wettkampfwesen möglich war. An Ihnen wurden auch die ersten Regelwerke verfasst.
Aus dem Jahre 1852 stammt das älteste schriftliche Regelwerk des Hockey, die Rules of harrow. Die Spielerzahl wurde darin auf 30 Mann pro Mannschaft angegeben.
1861 wird in Blackhearth der erste Hockey-Club der Welt gegründet. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden in England 7 weitere Hockeyclubs, die auch gegeneinander Wettkämpfe durchführten. Das Problem bestand nur darin, dass jeder Club seine eigenen Regeln hatte und regeln des anderen Clubs nur schwer akzeptiert wurden.
Am 10. April 1875 schlossen sich die Vereine zu einer Hockey-Assoziation zusammen. Dies war jedoch nur ein lokaler Zusammenschluss, der noch keinen Einfluss hatte, weil auch hier das Regelwerk noch nicht einheitlich war. 1985 wurde wie Englische Hockey-Assoziation gegründet, die auch das erste einheitliche Regelwerk schuf, auf der Basis der Regeln des East Surrey Club. Der erste Damenhockeyclub wurde 1887 gegründet. Es war der private Molesey Ladies Club. 1895 wurde die Ladies Hockey-Assoziation gegründet.
Bereits 1908 in London wurde Hockey eine Olympische Disziplin. Der 1. Olympiasieger war das Mutterland des Hockeysportes. England besiegte im Endspiel Irland mit 8:1.
Hockey in Asien
Englische Soldaten und Offiziere, sowie Verwaltungsangestellte des British Empire führten Hockey in Indien ein, britische Auswanderer in Australien. Auf dem indischen Subkontinent, der später aufgeteilt wurde in die Staaten Indien, Pakistan und Bangladesch, ist Hockey auch heute noch ein Nationalsport.
Hockey in Deutschland
Der Hockeysport kam über die Schulen und Universitäten nach Deutschland. Dort wurde er aber weitestgehend von Englisch-stämmigen betrieben. Von dort aus fand der Hockeysport seinen Weg in die Vereine, die auch schon recht früh Wettspiele durchführten. 1898 wurde der erste Hamburger Hockeyclub gegründet. Alle Ausrüstungsgegenstände sowie das Regelwerk mussten noch in London bei Slazenger & Sons bestellt werden.
Im Laufe der Jahre wurden ständig neue Hockeyvereine gegründet. Zuerst in Hamburg, später auch in anderen Städten. Auffallend dabei, dass sehr häufig Hockey als Wintersport betrieben wurde. Tennis und Leichtathletik waren populäre Sommersportarten, mit denen man sich eine Anlage teilen muss.
Häufig gehörten ortsansässige Engländer zu den Gründungsmitgliedern. Der Hockey-Sport wurde hauptsächlich von Mitgliedern der gehobenen Gesellschaft betrieben, wie z.B. wohlhabende Kaufleute, Akademiker und Studenten.
Die Vereine der einzelnen Regionen organisierten sich nach und nach. Der Dachverband, der Deutsche Hockey Bund, wurde erst am 31. Dezember 1909 gegründet.